Der Flugplatz
Wohl kaum eine Hasenmoorer Liegenschaft kann auf eine derartig wechselvolle Geschichte zurückblicken wie der kleine Verkehrsflugplatz im Osten der Gemeinde. Der missverständliche Ortsnamenzusatz "Hartenholm" ist übrigens durch die ursprüngliche Lage der Gründerfirma – einer Baumschule – auf Hartenholmer Gemeindegebiet zu erklären.
65 Jahre voller Höhen und Tiefen – die Geschichte im "Zeitraffer"
1957: Der Fa. "Ernst Lüdt KG" wurde eine Dauer-Außenlandeerlaubnis für Kleinflugzeuge und Flüge zur Schädlingsbekämpfung aus der Luft erteilt. Eine behelfsmäßige Start- und Landepiste wurde parallel zur B 206 am neuen Bürogebäude angelegt. In den folgenden Jahren wurde das Betriebsgelände um Tower, Werft und Café erweitert, die Start- und Landebahn in deren unmittelbare Nähe verlegt.
1958: Die Fa. "Flugbetrieb Lüdt KG" erhielt die Genehmigung als Luftfahrtunternehmen. Gründung des "Verkehrslandeplatzes Hartenholm". In den ersten Jahren verzeichnete das Unternehmen einen unerwartet hohen Publikumszustrom, dem mit einem Kinderspielplatz, einem Cafégarten, Rundflügen und Flugtagen Rechnung getragen wurde.
1963 (bis 1969): Stationierung einer Hubschrauberstaffel des Bundesgrenzschutzes (BGS).
Zwei BGS-Helikopter mit "Schwimmern" beim Start in Hasenmoor (Quelle: Bundespolizei)
1966: Verkauf des Unternehmens an einen Hamburger Kaufmann. Umfirmierung in "Nordflug GmbH". Das Aerodrom hieß nunmehr "Flugplatz Hasenmoor". Zukauf von 6 ha Ackerland südlich der B 206. Ein Flugplatz-Gastronom plante, ein modernes Naherholungszentrum mit Freibad, Gaststättenhotel, Pony-Reitstall, Tennisplätzen, Kleintierzoo, Kindermärchenwald und Tankstelle zu errichten, was letztlich aber aus finanziellen Gründen über das Planungsstadium nicht hinausgelangte.
1966: Kauf und Einrichtung einer viermotorigen "Lockheed Starliner" als Café-Restaurant.
1969 / 1970: Der Flugplatz diente der Science-Fiction Schmalfilmproduktion "Die Lady aus dem Weltraum" als Drehort.
1970: Verpachtung an einen neuen Betreiber.
Der Flugplatz, aufgenommen im Jahre 1970, mit zum Restaurant umgebauter Passagiermaschine der "Constellation-Baureihe" (Quelle: Gemeinde Hasenmoor)
1971: Außenaufnahmen für den ARD-Film "Jörn Drescher, 19 Jahre" wurden auf dem Flugplatzgelände erstellt.
1974: Ein Kaufmann erwarb den Flugplatz mit sämtlichen Immobilien. Entwicklung zu einem modernen Betrieb mit steigenden Flugbewegungen. In der Folge wurde die zunehmende Geräuschentwicklung zum Gegenstand zahlreicher Beschwerden und Proteste. Die Gemeinde Hasenmoor reagierte mit der Einrichtung eines Fluglärmausschusses.
1975: Die "Starliner" nebst "Restaurant Cockpit" brannte aus.
1977: Die Start- und Landebahn wurde asphaltiert. Mehrere Flugzeughangars wurden gebaut. Zwei Fallschirmsportclubs (darunter der Hamburger Fallschirmsportverein) und Ultraleichtflieger/innen bezogen ihr Quartier auf dem Flugplatz.
1978: Der Flugplatz wurde zur Kulisse einiger Filmszenen der ZDF-Fernsehserie "Timm Thaler".
1986 / 1987: Anbau eines Betriebs- und Verwaltungsgebäudes. Errichtung einer Station der "Deutschen Rettungsflugwacht e.V." (DRF).
Aufnäher der DRF Hasenmoor (Foto: Helmut Funken)
Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre: Der Flugplatz Hartenholm geriet in die Schlagzeilen. Von verdeckt in den Iran verschobenen Ersatzteilen für Flugzeuge und Hubschrauber war damals die Rede. Aber auch vom Verdacht des Waffen-, Drogen- und Uranschmuggels ...
1987: Gründung des "Albatros Skydive e.V." (aus dem später die heutige "Albatros Fallschirmsport GmbH & Co. KG" hervorgegangen ist). Als Absetzflugzeug diente zunächst eine "Cessna 172" bzw. eine "Pilatus Porter", später dann (ab 1999) eine "Cessna 208 Turboprop" und schließlich (bis heute) eine "Cessna Grand Caravan" – mit einer Zuladungskapazität von bis zu 18 Springern/innen.
1988: "Werner-Rennen" mit über 200.000 Besuchern/innen.
1989: Zwei Geschäftsleute kauften das gesamte Anwesen.
1990 / 1991: Eine große Mehrzweckhalle wurde gebaut und an branchenbezogene Fremdfirmen vermietet. In der Folgezeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage und die Zahl der Flugbewegungen nahm rapide ab.
1993: Verkauf an einen iranischen Geschäftsmann und Gründung der "Flugplatz Hartenholm GmbH".
Buntes Treiben auf dem Flugplatz und im Luftraum darüber, 1994 (Foto: Norbert Schröder-Vorwerk)
1999: Der Roman "Khalid – Das Schwert Gottes" (von Larry Collins) erschien im Ullstein Verlag. Ein Thriller, in dem der "Flugplatz Hartenholm" eine zentrale Rolle spielt.
1999: Hubschrauber und Besatzungen der DRF flogen 654 Einsätze.
Zwischenzeitlich kamen ambitionierte Pläne auf, die den Flugplatz zu einem Flughafen für Maschinen bis 5,7 t und als Ausweichflughafen des Hamburger Airports werden lassen sollten. Mit technischem Dienstleistungsbereich, Restaurant, Hotel (mit 35 Betten), Konferenzräumen, VIP-Zonen, einem noblen "Recreation"-Bereich (mit Gesundheits- und Schönheitseinrichtungen) und Fliegerfachbedarfsgeschäften: Klick!
2003: Auflösung der Luftrettungsstation und Verlegung des Hubschraubers nach Hohenlockstedt.
2007: 50jähriges Bestehen.
2007: Erstes Open-Air-Musik-Festival "Rock op’n Dörp" der Hartenholmer Firma "Logopak".
2008: Zweites Open-Air-Musik-Festival "Rock op’n Dörp".
2010: Gründung der Fluggesellschaft "Puya Airlines".
Flugplatzrestaurant "Cockpit", im Juli 2013 (Quelle: Wikipedia[1])
2017: Seit März ruhte der Flugbetrieb, weil die zuständige Luftfahrtbehörde in hochgewachsenen Bäumen am Rand des Flugfeldes eine Gefahr sah.
2017: Heinz Flichtbeil aus Henstedt-Ulzburg hat sich mit dem "Flugplatz Hartenholm" computergrafisch auseinandergesetzt und seine Ergebnisse im April veröffentlicht. Die kunstfertig erstellten Szenen lassen keinen Zweifel, welche Flugstätte hier nachempfunden wurde: Klick!
Der unübersehbare "Schimmelhof" im November 2017; in diesem Hangar war ehedem die "Grenzschutz Fliegerstaffel Küste" des BGS stationiert (Foto: Markus Einheuser)
2018: Im März – nach genau einem Jahr – wurde das Flugverbot wieder aufgehoben.
2018: Im August / September fand – nach dreißig Jahren – eine Neuauflage des legendären "Werner-Rennens" auf dem Flugplatzgelände statt.
2019: Im Juni übernahm die HoHa Hanseatic GmbH – die Veranstaltungsfirma des "Werner-Rennens" – die Pacht des Flugplatzes, zunächst bis Ende des Jahres. Ein Artikel der Segeberger Zeitung berichtete später, dass sich die Pachtdauer bis zum Jahr 2022 verlängert habe.
2019: Drittes "Werner-Rennen" auf Hasenmoorer Gemeindegebiet (jedoch ohne, dass Rötger Feldmann und Holger Henze noch einmal gegeneinander antraten).
2020: Im zweiten Quartal ruhte der Flugbetrieb erneut, dieses Mal aber wegen der "Covid-19-Pandemie". Nach Aufhebung des "Lockdowns" wurden die Fallschirmspringer/innen im Juni wieder aktiv. Andere Flugbewegungen waren (und sind) hingegen kaum noch zu beobachten.
2020: Erstausstrahlung der Folge "Sievers und die schlaflosen Nächte" aus der Kriminalfilmreihe "Nord Nord Mord" des ZDF, für die verschiedene Sequenzen auf dem Flugplatz gedreht wurden.
2021: In den Monaten August und September wurden 26 coronakonforme "Strandkorb"-Konzerte (u.a. mit Jan Delay, Max Giesinger, Max Mutzke, Johannes Oerding und Doro Pesch) ausgerichtet.
2024: Passiert man heute das Tor zum Flugplatzgelände, so künden Hinweisschilder davon, dass Gebäude und Freiflächen inzwischen von einer Veranstaltungsfirma genutzt werden. Von der einst regen Fliegerei ist derweil wenig übriggeblieben. Nur die Fallschirmspringer/innen sind noch da ...
Die Website des Flugplatzbetreibers: www.edhm.de
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(Quellen, soweit nicht bereits angegeben: Gemeinde Hasenmoor / "Hasenmoor – Unser Dorf" u.a.)
[1] Nightflyer, Hasenmoor, Flugplatz Hartenholm NIK 2387, Ausschnitt, CC BY 3.0